Faszinierende Wesen

Der Wolf

Die Vorfahren des Wolfes (Canis Lupus )waren Fleisch- fresser, die vor 100 bis 120 Millionen Jahren auf den Nordamerikanischen Kontinent lebten. Die Wolf Vorfah- ren spezialisierten sich aufs Jagen der Huftieren und diese entwickelten parallel dazu Abwehrtechniken. Von hier aus hat sich der Wolf später über alle Kontinenten ausgebreitet. Der Wolf ist einer der erfolgreichsten Jäger der Erde und konnte sich den verschiedensten Um- gebungen anpassen. Das Sozialverhalten im Rudel, ist das wichtigste Bestandteil fürs überleben des Rudels. Leider denken viele Menschen das dies etwas mit Aggression zu tun hat. Dabei wird in Scheinkämpfen und Drohgebärden nur der jeweilige Status im Rudel festgelegt, zu Verletzungen kommt es selten. Auch zwischen 2 verschiedenen Rudeln gibt's eine Art Niemandsland das meistens so weit auseinander liegt, dass man sich nicht in der Quere kommt. Wölfen leben in Alaska, Amerika, Polen, Indien, Spanien und einige wenige in Italien. Lange zeit stritten sich die Forscher um die genaue Herkunft unsere Hunde, inzwischen ist durch die Genetik geklärt worden, das der Hund ( Canis lupus familaris ) zweifelsfrei vom Wolf abstammt. Der Australische Dingo ( Canis lupus familaris dingo ) stammt von verwilderten Haushunden ab. Der Wissen- schaft sind z.Zt. zwei verschiedene Wolfsarten bekannt: der Grauwolf auch Timberwolf genannt, und der Rotwolf (Canis rufus). Der Grauwolf ist noch in verschiedene Unterarten eingeteilt worden.
In sehr vielen Gegenden ist der Wolf stark bedroht. In einigen Lebens- räumen, z.B. in Schweden, ist der Wolfbestand schon auf wenige dutzend Tiere zusammen geschmol- zen. Auch die Wölfe in Deutschland sind zwar seit 1989 ganzjährig per Gesetz geschützt, aber es werden trotzdem immer wieder welche erschossen. In vielen anderen Ländern ist die Jagd auf Wölfe das ganze Jahr über erlaubt. In Alaska ist in sehr vielen Gebieten die Jagd auf Wölfe während der Jagdsaison ebenfalls gestattet. Wilderer und Viehzüchter erschießen aber viele Wölfe auch außerhalb der Jagdzeit.

Steckbrief Wolf

Systematische Einordnung: Reich: Tiere
Stamm: Chordata
Unterstamm: Wirbeltiere (Tiere mit Wirbelsäule)
Klasse: Säugetiere (warmblütige Tiere mit Fell und mit Milchdrüsen zur
Ernährung ihrer Jungen)
Ordnung: Raubtiere (Carnivoren, Fleischfresser mit Reisszähnen, die das
Abschneiden von Fleischstücken ermöglichen. Raubtiere sind
entweder "Zehengänger" (Wolf, Luchs) oder "Sohlengänger" (Bär).
Familie: Hundeartige (Caniden, umfasst 13 Gattungen mit 38 Arten).
Gattung: Canis (Hunde, 8 Arten).
Art: lupus (Wolf)
Unterarten: ca. 15

Merkmale

Gewicht: 12-80 kg, je nach Unterart und Individuum
Grösse: 100-150 cm Körperlänge, 31-51 cm Schwanz, 60-95 cm Schulter-höhe
Färbung: Meistens eine Mischung aus beige und anthrazith, auch
schwarz, weiss oder falbfarben. Rückenhaare beige mit schwarzer
Spitze, zu einer schwachen Mähne aufgerichtet. Man findet keine
vollständig schwarzen Haare, jedoch auf der Oberseite der Vorderbeine
oft ein auffallender dunkler Streifen. Der ist Brustkasten beige.
Anzahl Chromosomen: 78, wie beim Hund.
Gebiss: 42 Zähne (32 beim Jungwolf, Dauergebiss mit 7 Monaten).
Ernährung: Fleischfresser, frisst aber auch Früchte und Insekten.
Verbreitung: Nordamerika, Asien, Naher und Mittlerer Osten, Europa.

Fortpflanzung

Geschlechtsreife: 2 Jahre für Männchen und Weibchen
Lebensdauer: 5-10 Jahre, in Gefangenschaft bis 17 Jahre
Paarungszeit: Januar bis März, je nach Gegend
Tragzeit: 61-63 Tage, 5 Paar Zitzen
Wurfzeit: März bis Juni, je nach Gegend

Anzahl Junge pro Wurf: 3-8
Geburtsgewicht: 300-500 g

Besonderheiten

- Druck der Kiefer / Eckzähne 150 kg/cm 2
- Streifzüge von bis zu 60 km pro Nacht, (nachgewiesen bis 190 km!)
- Spitzengeschwindigkeit 45 bis 50 km/h
- hört Töne bis 40 Khz (20 Khz beim Menschen)
- Herzfrequenz 90 Schläge/Minute, bei grosser Anstrengung bis 200 Schläge/Minute. Atemfrequenz
15-20/Minute, steigert sich bis auf 100 beim Hecheln.



 

Welpen

Paarung:
Wölfe sind gesellig und gefühlvoll, und noch mehr regen sich die Gefühle der erwachsene Tiere, wenn nach dem 21 Dezember die Tage, wenn auch kaum merklich wieder länger werden. Die zunehmende Helligkeit regt die Bildung von Sexualhormonen an, die denn Paarungstrieb auslösen. Es sind nur winzige Hormonenmengen, die in den Kreislauf gelangen, aber ihre Wirkung ist gewaltig. Die Weibchen werden läufig, die Ranzzeit beginnt. Diese aneinander "hängende" Wölfe sind jetzt imstande, notfalls gemeinsam wegzulaufen.

Im Frühling machen sich die daran, Wurfhöhlen zu graben oder vom Rudel früher benutzte Wurfhöhlen wieder herzurichten. Wölfe, hausen gewöhnlich nicht in Höhlen, sondern leben das ganze Jahr im Freien. Höhlen werden nur zur Geburt und Aufzucht der Jungen benutzt. Die Tragzeit dauert 63 Tage. Etwa 24 Stunden vor der Geburt sucht es die Höhle auf. Geworfen werden gewöhnlich 5 oder 6 Junge, doch hat man bis zu 14 sogar bis 18 gezählt. Die Augen und Ohren bleiben 11 bis 14 Tage lang geschlossen.Wenn die Augen sich öffnen, sind sie zuerst blau und werden allmählich gelb. Mit den Vorderbeinen können die Welpen zur Mutter kriegen, um von Ihr Nahrung und Wärme zu erhalten. Das Männchen und die andere Angehörigen des Rudels versorgen die Mutter vor der Geburt und 2 Monate danach mit Nahrung. Ungefähr eine Woche lang bleibt die Mutter ständig bei den Welpen in der Höhle. Mit drei Wochen verlassen die Welpen ihrerseits die Höhle, um sich im Sonnenlicht zu tummeln und erste Erfahrungen zu sammeln. Wenn sich der Vater oder ein anderes Rudel- mitglied nähert, lecken die Welpen der Schnauzen ab, um sie zum Hervorwürgen von Fleischbrocken zu veranlassen. Zudem wächst durch das ablecken die Bindung der Welpen an das Rudel; es ist ein Austausch von Zärtlichkeit, der das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb des Rudels stärkt. Die erwachsenen Wölfe entfernen sich nur so weit von den Welpen, wie es für die Erbeutung von Nahrung nötig ist. Wenn die Welpen rund 3 Wochen alt sind, wird aus spielerischen Gerangel oft ein richtiger Kampf, bei dem sie sich gegenseitig beißen, freilich ohne sich ernsthaft zu verletzen. Dies dient der Ausbildung der Rang- ordnung die etwa nach eine Woche festgestellt ist. Danach kann es beim Spielen recht Wild zugehen, aber richtige Kämpfe gibt es nicht mehr. Da die Männchen gewöhnlich größer sind als die Weibchen, stehen sie im Rang über diesen, wobei das größte und stärkste Tier der Leitwolf (Alphatier) ist. Solange die Jungtiere gesund sind, bleibt ihre Rangordnung in der Regel unverändert. Der Rang jedes erwachsene oder jungen Wolfes wird durch seine Größe und stärke bestimmt.
Wolfseltern sind die vielleicht besten Eltern im Tierreich, Die Wolf-Mutter bleibt dicht bei den Welpen. Sie braucht sie normalerweise auch nicht zur Nahrungsuche verlassen.


 

Das Rudel

Schon seit einiger Zeit haben die Welpen an den Jagden des Rudels teilgenommen. Sie müssen viel lernen, und auch die grösste Begeisterung macht nicht wett, dass sie in Größe, Gewicht und Kraft noch keineswegs ausgewachsen sind. Ende September wiegen sie etwa 22 bis 25 Kg., und es dauert noch etliche Monate, bis sie erwachsen sind. Die Großwildjagd kann für Wölfe sehr gefährlich sein. Oft werden Sie durch Bisse oder Huftritte verletzt.Jede ernsthafte Verletzung ist für ein Wolf lebensbedrohend. Als erstes verliert ein verkrüppeltes Tier seinen Rang im Rudel; ein schwerverletzter Leitwolf kann auf den untersten Rang zurückfallen. Meist rücken dann alle anderen Tiere um einen Rang nach oben und verstoßen das beeinträchtigte Tier aus dem Rudel, in Extremfällen töten sie es auch. Die Natur kennt kein Mitleid und gewähren keine Schonung. Bleibt das verletzte Tier beim Rudel und erholt sich, muß es sich seinen früheren Rang erst wieder erkämpfen. Der Rang innerhalb der Hierarchie des Rudels fällt dem Wolf nicht selbst zu, sondern muß von jeden Wolf errungen werden. In der Tierwelt gilt das recht des Stärkeren. Wichtig ist nicht das Schicksal eines einzelnen Tieres, sondern der fortbestand des Rudels. Ende September verlassen die Karibuherden die Tundra, um die mehr Schutzgewährende Taiga aufzusuchen. Außer einigen Moschusochsenherden gibt es jetzt in den Tundra kein Großwild mehr, von dem sich das Wolfsrudel ausreichend ernähren kann.
Im Herbst splittern sich die Verbänden wilder Tieren oft auf. Im bevorstehenden Winter wird das Nahrungsangebot Winter knapp sein. Um Streitigkeiten um Nahrung und später Begattungsrecht aus dem weg zu gehen, verlassen viele Jungtieren das Rudel. Sie hoffen einen Partner zu finden, um ein neues Rudel zu gründen. Durch das Weggehen der Jungtiere werden gewöhnlich die Verbreitungsgebiete der an Zahl zunehmenden Tierarten vergrößert. Manchmal erlauben es die Alttieren den Jungen, sich auf einem Teil ihres Territoriums ein eigenes Revier zu schaffen. Die Natur verabscheut die Leere. Nichts ist in der Natur ist unveränderlich. Die Grenzen des Revieres verändern sich oft entsprechend, wie der Nahrung und Größe des Rudels es verlangt.Bei den Wölfen sichern sich in den Regel die bestehenden Rudel die besten Nahrungsterritorien mit den meisten Beutetieren, so das die Jungwölfe sich mit den schlechtgeren Revieren begnügen müssen oder sich in den Pufferzonen zwischen zwei bestehenden Territorien ansiedeln.

Nicht überall sind die Wolfsrudel gleich gross. Je grösser und wehrhafter das Opfer ist, desto mehr erfahrene Jäger braucht das Rudel. In Gebieten, in denen die Wölfe mächtige Beutetiere wie Elch oder Bison jagen, können sie bis zu 20 Tiere zählen. Wo die Beutetiere eine mittlere Grösse haben, wie zum Beispiel Hirsch oder Wildziege, sind die Rudel in der Regel nur acht bis zehn Tiere stark. Und wo nur kleine Beutetiere wie Hase und Bibder vorkommen, hält meist nur ein Paar zusammen. Je grösser die Beute, um so mehr Wölfe können davon satt werden. Bei einem Futterbedarf von 4 kg pro Wolf und Tag ein 400 kg schwerer Elch für 20 Wölfe fünf Tage lang. Neben den Jägern können also auch die Welpen und die noch ungeschickten Jungwölfe an der Beute mehrmals satt werden. Von einem 80 kg schweren Hirsch hingegen werden gerade zehn Wölfe zwei Tage und von einem 20 kg schweren Reh fünf Wölfe kaum eienen Tag lang satt.
Somit richtet sich die Grösse eines Wolfsrudels zum einen nach dem Bedarf an erfahrenen Jägern und zum anderen nach der Menge an Fleisch, die das erlegte Beutetier liefert.
Für die Jagd ist es immer besser, wenn mehrere Jäger daran teilnehmen. beim Fressen fällt mehr für jeden ab, wenn möglichst wenig Tiere an der Beute teilhaben.


 

Die Rangordnung im Wolfsrudel

Wölfe leben in einem komplexen Familienverband, in dem jedes Mitglied seine bestimmten Aufgaben hat und in dem es eine Hirarchie oder Rangfolge gibt. Verhaltensforscher haben den verschiedenen Rängen einprägsame Namen gegeben. Der alte Begriff "Leitwolf" ist z.B. durch "Alphawolf" ersetzt worden. Auch für die anderen Ränge wurden Bezeichnungen wie "Betawolf", "unterwürfiger oder untergebener Wolf" usw. vergeben.

Alphawölfe
Die Anführer eines Rudels sind das Alpha-Männchen und Alpha-Weibchen, die man an ihrem hochgestellten Schwanz erkennen kann. Als Eltern der meisten Angehörigen des Rudels übernehmen sie naturgemäß die Führung. Die Autorität wird fortwährend mit Erziehungsmaßnahmen gegenüber den Abkömmlingen unterstrichen. Alpha-Wölfe sind normalerweise voll ausgewachsen und halten ihre Führungsposition bis zu acht Jahre. Das Alpha-Männchen zieht dem Rudel voraus und bestimmt die Marschrichtung. Das Alpha-Weibchen hält sich dabei in seiner Nähe.

Betawölfe
Dicht hinter dem Alpha-Paar in der Hierarchie steht der Beta-Rüde, der auch eine wichtige Position innehat. In den meisten Rudeln ist der Alpha-Rüde der Vater des Rudels. Es kann aber vorkommen, daß er nicht an der Fortpflanzung beteiligt ist, dann verbindet sich der Beta-Rüde mit dem Alpha-Weibchen. Trotzdem bleibt der Alpha-Rüde der Dominante. Er leitet die Aktivitäten des ganzen Rudels an, auch wenn er nicht der Vater der Jungen ist.

Untergebene Wölfe
Normalerweise jüngere Wölfe, manchmal aber auch ehemalige Alpha-Wölfe, die ihre Führungsposition verloren haben. Diese im Rang niedriger stehenden Wölfe spielen eine wichtige Rolle bei der Aufzucht und dem Füttern der Welpen. Im Umfeld der Höhle sind sie von den wirklichen Eltern nur schwer zu unterscheiden. Die Anzahl der überlebenden Welpen hängt oft allein von der zusätzlichen Fürsorge der untergebenen Wölfe ab.

Omegawolf
Bei einem größeren Rudel wird oft ein Wolf untersten Ranges zur Zielscheibe der angestauten Aggressionen. Von Verhaltensforschern Omega-Wolf genannt, scheint dieser Wolf eine Art "Sündenbockfunktion" einzunehmen. Manchmal wird er wie ein Aussätziger behandelt. Dieses Verhalten dient auch der besseren regionalen Verteilung der Wölfe. Häufig versucht der ausgestoßene Wolf nämlich, um der Mißhandlung am unteren Ende der Rangordnung zu entgehen, ein neues Rudel zu gründen. Ein solcher Sündenbock ist an dem glatt gelegten Fell, seinen angelegten Ohren, und dem tief zwischen den Läufen eingezogenen Schwanz zu erkennen.
Rutensignale des Wolfs:

1. Vertrauen
2. Drohung mit Selbstvertrauen
3. Selbstsichere Haltung (Alphawölfe)
4. Normale Haltung
5. Drohend, aber unsicher
6. Normale Haltung, z.B. bei der Nahrungsaufnahme
7. Entmutigung
8. Drohung, Verteidigungsbereitschaft
9. Aktive Unterwerfung, Schweifwedelnd
10. Totale Unterwerfung (Omegawölfe)

Es ist nun allerdings keineswegs so, daß alle Rudelmitglieder dem Alpha-Paar "sklavisch untergeben" sind. Jedes Rudelmitglied hat natürlich seinen eigenen Willen. Nach neuesten Erkenntnissen soll es auch beim Fressen keine hirarchische Rangordnung geben. Im gemeinsamen Spiel unter den Rudelmitgliedern erlaubten die Alpha-Tiere auch schon mal eine "Mißachtung" der bestehenden Rangordnung und auch die jüngeren Tiere dürfen manchmal ein wenig "über die Strenge schlagen". Für Rüden und Weibchen exisitieren zwei getrennte Rangordnungen im Rudel. Normalerweise kämpfen auch nur Weibchen mit Weibchen und Rüden mit Rüden um die Rangordnung miteinander.

RangordnungskämpfeHin und wieder kann es auch zu Kämpfen um die Rangfolge im Rudel kommen. Jüngere Tiere können versuchen, die bestehenden "Machtverhältnisse" zu ihren Gunsten zu verändern. Wölfe versuchen, ernsthaften Beißereien aus dem Weg zu gehen und so spielen sich die Machtkämpfe normalerweise durch Droh- und Unterlegenheitsgesten ab. Häufig gibt das schwächere Tier schon vor einem ernsthaften Kampf nach, legt sich auf den Boden und bietet dem Sieger die Kehle dar. Beim Sieger wirkt jetzt eine Aggressionshemmung. Mit der Unterwerfung des Verlierers ist der Machtkampf beendet.
Gesichtssignale des Wolfs:

1. Ruhe, Entspannung
2. Aufmerksamkeit, Interessiertheit; die Ohren sind aufgestellt
3. Unsicherheit, Angst; die Ohren sind nach hinten gerichtet und eng an den Kopf angelegt, das Maul
ist geschlossen und mit weit nach hinten gezogenen Mundwinkel und glatter Stirn, die Augen
werden zu schmalen "Augenschlitzen"
4. Angst, beginnende Aggression; die Ohren liegen flach am Kopf, die Lefzen sind zurückgezogen
5. Angriffsbereitschaft; die Ohren sind aufgestellt, die Lefzen stark zurückgezogen
6. Unmittelbar vor dem Angriff; die Ohren sind nach vorn gerichtet, der Fang geöffnet

Manchmal kommt es aber doch zu ernsthaften Auseinandersetzungen und Beißereien zwischen den Rudelmitgliedern. Wenn beide Tiere nicht nachgeben wollen, kann es zu ernsthaften und blutigen Kämpfen kommen. Normalerweise merkt aber auch hier ein Tier rechtzeitig, wenn es unterlegen ist, und beschwichtigt denn den stärkeren Gegner mit Unterwürfigskeitsgesten. Zu Kämpfen mit tödlichem Ausgang kommt es extrem selten.



 

Die Sprache der Wölfe

Körpersprache der Wölfe

Die sichtbaren Kommunikationssignale der Wölfe basieren hauptsächlich auf Körpersprache. Wie der Mensch und der Hund, bringen auch Wölfe ihre Gefühle durch verschiedene Gesichtsausdrücke zum Ausdruck. Deswegen spielen die Gesichtsmerkmale in der Kommunikation der Wölfe eine große Rolle. Menschen lachen, wenn sie glücklich sind, und Hunde setzen manchmal ein "Glücksgesicht" auf. Der frohe Gesichtausdruck der Wölfe oder Hunde besteht aus einem offenen Maul, heraushängender Zunge und nach vorne gerichteten Ohren. Die Gemütszustände, die ein Wolf durch Körpersprache ausdrücken kann, sind Mißtrauen, Drohen, Angst und Unterwürfigkeit. Die Drohgebärden unterscheiden sich erheblich von den freundlichen Gesten. Das drohende Tier - ob Hund oder Wolf - rümpft die Nase, öffnet das Maul, bleckt die Zähne und richtet die Ohren voll auf. Dies wird mit einem Knurren und Fauchen unterstrichen. Der bedrohte und verängstigte Hund oder Wolf setzt dagegen ein grundverschiedenes Gesicht auf. Das Maul bleibt geschlossen, er legt die Ohren an und heult. Ein sehr häufiger Gesichtsausdruck des Alpha-Wolfs ist der Starrblick. Der Starrblick dient dem Alpha-Wolf zur Kontrolle der unteren Ränge. Ein Alpha-Wolf braucht einen Wolf unteren Ranges bloß mahnend anstarren; der andere Wolf wird sich sogleich geduckt davonschleichen.

Verhaltenmatrix
(Soziale Verhaltungsstrategien)

1 Kontaktaufnahme; Das Fellriechen
2 Demutsverhalten; Aktive Unterwerfung
3 Drohverhaten; Imponieren mit Halsdarbieten
4 Vorstoßen und Schnappen
5 Endkampf

Wolf und Hund kommunizieren auch durch bestimmte Körper- und Schwanzstellungen. Ein drohender Wolf zum Beispiel knurrt nicht nur und bleckt seine Zähne. Er versteift auch seine Schultern, stellt seinen Schwanz hoch und bläht sich regelrecht auf um größer zu wirken. Umgekehrt verzieht der bedrohte Wolf sein Maul zu einem defensiven Grinsen, duckt sich, zieht seinen Schwanz ein und kauert sich auf dem Boden, um kleiner zu erscheinen.

Wir können sechs verschiedene Lautäußerungen des Wolfes unterscheiden: Winseln, Wuff-, Knurr-, Schrei- und Heullaute, sowie Geräusche, die nicht mit den Stimmbändern und der Mundhöhle, sondern mit Hilfe anderer Körperteile zustande kommen. Innerhalb der einzelnen Lautäußerungsformen gibt es viele Abstufungen, vielfältige Variationen, viele fließende Übergänge und Mischlaute. Die volle Bedeutung der Lautäußerungen kann nur im Zusammenhang mit dem gesamten Verhalten der Wölfe gedeutet werden.

Das Winseln ist eine sehr variable Lautäußerung, die Töne sind meist recht leise und hell. Sie bringen Unruhe, Unzufriedenheit oder leichte Erregung zum Ausdruck. Aber auch bei Aufforderungen, etwa im sexuellen Bereich sind dann zu vernehmen. In der Vorranz winselt die Wölfin bei der Aufforderung der Rüden. In der Hochranz ist es dann der Rüde der winselt, wenn er vom Weibchen wieder etwas will. Welpen winseln, wenn sie frieren, hungrig oder allein sind, ältere Wölfe, wenn sie zu den Welpen gehen, um sie aus der Höhle oder um sie aus einem Versteck hervorzulocken, oder wenn sie ihnen Futter vorlegen wollen. Die älteren Wölfe winseln in einer Vielzahl sozialer Situationen; es ist bei weitem die häufigste Lautäußerung überhaupt. Vorallem sind es die jüngeren und rangniedrigeren Wölfe, die bei Einzelbegegnungen mit Älteren und Ranghöheren, aber auch bei den für die Wölfe so typischen Gruppenzeremonien aufgeregt winseln. Sie winseln auch bei allen Formen der Aufforderung, etwa wenn sie einen anderen Wolf zum Aufstehen zu bringen suchen.

Das (einsiblige) Wuffen ist ein Warnlaut. Es lenkt die Aufmerksamkeit des ganzen Rudels auf eine mögliche Gefahr und führt, je nach Situation, zur Flucht der Welpen oder gar des ganzen Rudels. Bei geringer Intensität geht dem Wuffen häufig ein Laut voraus, der durch ruckartiges Ausblasen von Luft durch die Nasenlöcher entsteht. Bei höherer Intensität kann das Wuffen auch mehrsilbig zu einem ersten Ansatz von Bellen werden. Es ist ein Laut größter Erregung. Vermutlich dient das Bellen der Ablenkung und der Warnung vor einem Feind. Auch aggressive Kämpfe im Rudel lösen bei Rudelmitgliedern, die sich nicht direkt am Kampf beteiligen, manchmal aufgeregtes Bellen aus.

Das Knurren untermalt das optische Zähneblecken und ist somit ein Dorhlaut. Ein Wolf protestiert gegen Belästigung durch allzu aufdringliche Welpen, ein Ranghoher gegen unerlaubtes Verhalten eines Rangniedrigen, dieser gegen Unterdrückungsversuche des Ranghöheren, fressende Wölfe gegen Annäherung anderer und so weiter. Bei geringer Intensität wird manchmal geknurrt, ohne daß die Zähne auch nur leicht gebleckt sind. In seltenen Fällen geht es auch umgekehrt: Die Zähne werden lautlos gebleckt. Bei zunehmender Intensität treten die beiden Informationsträger aber stets zusammen auf; je intensiver die Zähne gebleckt sind und das Maul geöffnet ist, desto lauter wird auch das Knurren. Bei zunehmender Abwehrtendenz mischen sich in das Drohen Laute hinein, die schließlich in Schreien übergehen können. Es sind helle, grelle Laute des Schreckens, des Schmerzes und der großen Angst. Ein Wolf, der "verprügelt" wird schreit laut, während er sich verteidigt oder wenn er versucht zu fliehen. Häufiger als bei erwachsenen Wölfen tritt das Schreien bei den Welpen auf, die in dem ersten, noch sehr rauhen Spiel miteinander oft schreien. Bei plötzlich auftretender Gefahr schreien die Welpen; es ist dann ein Schrecklaut. In diesem Fall reagieren die anderen Welpen mit jäher Flucht, und die adulten Wölfe richten ihre Aufmerksamkeit sofort auf die Welpen.

Das Heulen ist wohl der charakteristischste Laut des Wolfes. Eine Heulstrophe hält oft bis zu zwanzig Sekungen lang an; weitere Strophen können folgen, so daß das Heulen mehrere Minuten lang andauert. Manchmal heulen einzelne Wölfe sogar stundenlang. Dann sind die Pausen zwischen jeder Strophe in der Regel etwas länger. Das Heulen der Welpen und der Jungwölfe liegt im Ton etwas höher als das von erwachsenen Wölfen. Sie fangen im Rudel seltener selbst an zu heulen, reagieren aber auf das Heulen der Altwölfe sehr schnell.

Das Zähneklappern gehört zur Kategorie der nicht mit den Stimmbändern produzierten Lauten. Ein in die Ecke getriebener und sich heftig verteidigender Wolf schlägt beim Abwehrdrohen in einer Art Schnappbewegung in der Luft die Zähne von Ober- und Unterkiefer hart aufeinander, wodurch ein dumpfer, oft mehrmals wiederholter Laut entsteht. Er drückt größte Verteidigungsbereitschaft aus und dient auf sehr markante Weise der Abschreckung vor weiteren Angriffen.
Ein weiteres Fremdgeräusch mit Signalwirkung, ist das harte Aufschlagen der vier Pfoten beim Überfallgalopp.
Hierbei handelt es sich um eine gehemmt Attacke auf einen rangniedrigeren Wolf: Bei vollständigem Ablauf fixiert der Angreifer zuerst von weitem sein Opfer. Dann schleicht er sich langsam näher, und plötzlich prescht er los, wobei er in der letzten Phase besonders hohe Sprünge macht. Dadurch entsteht beim fast gleichzeitigen festen Aufsetzen aller vier Beine auf der Erde ein leicht dumpfes Geräusch. Wenn nicht schon früher, so bemerkt das "Opfer" spätestens jetzt, was vor sich geht und rennt in der Regel weg.